Nisthilfe für Wildbienen.
In das "Hotel", professionell als Nisthilfe bezeichnet, sind viele Wildbienen "eingezogen" und der Erfolg hat mein Interesse geweckt. Wildbienen übernehmen einen Großteil der Bestäubung und über 80% der landwirtschaftlichen Erträge sind von ihnen abhängig. Auch die Obstbäume oder die Beeren in unseren Gärten brauchen sie, um gute Früchte auszubilden. Die Bienen "wohnen" auch nicht in dem "Hotel", sondern legen in voneinander getrennten Brutzellen (in den "Röhren") ihre Eier ab, die sich dann erst zu einer Biene entwickeln. Aus diesem Grund wird das "Insekten Hotel" auch korrekt als Nisthilfe bezeichnet.
Das Problem
Das Problem bei Insekten die in "Röhren" nisten ist allerdings, dass es nicht so ohne weiteres erkennbar ist, ob die Bruthöhle noch aktiv benutzt wird oder ob evtl. die Brut vom Vorjahr darin nicht überlebt hat und die Öffnung damit für immer verschlossen bleibt. Über die Jahre hinweg werden daher immer weniger Bruthöhlen zur Verfügung stehen und irgendwann ist die Nisthilfe nicht mehr benutzbar, da alle Zugänge verschlossen sind.
Abhilfe könnte man schaffen, in dem man die verschlossenen Öffnungen der Bruthöhlen im Herbst farbig markiert und im Frühjahr, nach dem alles geschlüpft ist, die verbleibenden markierten und nicht geöffneten Röhren dann mechanisch öffnet und reinigt.
Das hat mich aber leider nicht besonders befriedigt, zumal das Problem bleibt, dass Verunreinigungen und Befall mit Milben nach wie vor in den Bruträumen verbleiben und es für die Insekten wohl immer schwerer wird in dieser Umgebung gesund heran zuwachsen.
Die Lösung
Nach weiteren Recherchen bin ich bei naturgartenfreude punkt de auf ein System gestoßen das aus mitteldichten Holzfaserplatten (MDF) besteht, in welche Nuten gefräst werden. Die Nuten sollten mindestens 10 cm lang sowie nur zu einer Seite hin offen sein. In der ersten Variante benutze ich einen Durchmesser von ca. 8mm, was für die Mauerbiene ausgelegt ist.
Mehrere Platten werden dann übereinander gestapelt, um die nach oben offenen Nuten jeweils durch die darüber liegende Platte abzudecken. Somit werden dann die Bruthöhlen gebildet. Mit einer Gewindestange zusammengeschraubt und mit einem Dach versehen ergeben sie abschließend die Nisthilfe. Die Röhrenöffnungen sollten immer vom Licht abgewandt aufgestellt werden, da die Bienen Röhren meiden die zu hell sind.
Der Nistverlauf
Parasiten
Leider nisten sich in den Brutröhren auch ungebetene Gäste mit ein, die parasitär von der Bienenbrut leben und diese zum Absterben bringt.
Neben Milben nisten auch eine Reihe von Fliegen, wie z. B. die Taufliege (Cacoxenus indagator) in den Röhren und deren Brut frisst den Bienenlarven den Pollen weg bzw. sogar die noch sehr junge Larve der Wildbiene.
Die Überwinterung
Im späten Herbst, wenn die Bienen sich verpuppt haben, können die Platten auseinander genommen und die Kokons vorsichtig aus den Brutröhren entfernt werden. Ich benutze dazu eine runde und lange Pinzette mit der ich vorsichtig von vorne durch die Brutröhre fahre, damit die Zwischenwände zerstöre und die Kokons von unten aus der Röhre hebel. Röhre für Röhre wird damit der Inhalt in ein Durchschlag Sieb zur späteren Reinigung geleert.
Sobald alle Kokons entfernt sind, werden diese in dem Sieb unter fließendem Wasser gewaschen und von den Milben und Fliegenlarven befreit. Anschließend wird die Ernte auf Backpapier oder ähnlichem zum Trocknen ausgebreitet.
Die einzelnen Platten werden dann noch mit einer groben Bürste von allen Resten befreit und anschließend mit einem Bunsenbrenner "desinfiziert", um alle auf den Platten befindlichen Schädlinge wie z.B. Milben abzutöten.
Wenn die Kokons trocken sind können sie in einer Schachtel mit Löchern an einem Kühlen Ort wie z.B. einem Schuppen den Winter verbringen.
Der Frühling
Gegen Mitte April beginnen "meine" Bienen zu schlüpfen. Manche Arten schlüpfen etwas früher und manche Arten eben etwas später. Sie sollten daher spätestens Mitte März an einen Ort gebracht werden an dem Sie, vor Fressfeinden geschützt, schlüpfen und ungehindert in die Freiheit fliegen können.