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Michael Frank

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6 January 2019

Nisthilfe für Wildbienen.

BienenschlupfDie fertig ausgebildetet Biene schlüpft aus Ihrem Kokon.
Angefangen hat alles mit der Dachbegrünung unserer Garage und unseres Carports. Da die Flächen das ganze Jahr wunderbar blühen und die Blüten eine Unmenge an Insekten anziehen, lag es für mich nahe ein "Insekten Hotel" aufzustellen.
NisthilfeDie erste Nisthilfe auf dem begrünten Carport.

In das "Hotel", professionell als Nisthilfe bezeichnet, sind viele Wildbienen "eingezogen" und der Erfolg hat mein Interesse geweckt. Wildbienen übernehmen einen Großteil der Bestäubung und über 80% der landwirtschaftlichen Erträge sind von ihnen abhängig. Auch die Obstbäume oder die Beeren in unseren Gärten brauchen sie, um gute Früchte auszubilden. Die Bienen "wohnen" auch nicht in dem "Hotel", sondern legen in voneinander getrennten Brutzellen (in den "Röhren") ihre Eier ab, die sich dann erst zu einer Biene entwickeln. Aus diesem Grund wird das "Insekten Hotel" auch korrekt als Nisthilfe bezeichnet.

Das Problem

Das Problem bei Insekten die in "Röhren" nisten ist allerdings, dass es nicht so ohne weiteres erkennbar ist, ob die Bruthöhle noch aktiv benutzt wird oder ob evtl. die Brut vom Vorjahr darin nicht überlebt hat und die Öffnung damit für immer verschlossen bleibt. Über die Jahre hinweg werden daher immer weniger Bruthöhlen zur Verfügung stehen und irgendwann ist die Nisthilfe nicht mehr benutzbar, da alle Zugänge verschlossen sind.
Abhilfe könnte man schaffen, in dem man die verschlossenen Öffnungen der Bruthöhlen im Herbst farbig markiert und im Frühjahr, nach dem alles geschlüpft ist, die verbleibenden markierten und nicht geöffneten Röhren dann mechanisch öffnet und reinigt.
Das hat mich aber leider nicht besonders befriedigt, zumal das Problem bleibt, dass Verunreinigungen und Befall mit Milben nach wie vor in den Bruträumen verbleiben und es für die Insekten wohl immer schwerer wird in dieser Umgebung gesund heran zuwachsen.

Die Lösung

Nach weiteren Recherchen bin ich bei naturgartenfreude punkt de auf ein System gestoßen das aus mitteldichten Holzfaserplatten (MDF) besteht, in welche Nuten gefräst werden. Die Nuten sollten mindestens 10 cm lang sowie nur zu einer Seite hin offen sein. In der ersten Variante benutze ich einen Durchmesser von ca. 8mm, was für die Mauerbiene ausgelegt ist.

Leere NisthilfeEin leeres Nisthilfe Brettchen. Das Brettchen wurde bereits eine Saison benutzt, ist gereinigt und mit Hilfe einer Flamme desinfiziert.

Mehrere Platten werden dann übereinander gestapelt, um die nach oben offenen Nuten jeweils durch die darüber liegende Platte abzudecken. Somit werden dann die Bruthöhlen gebildet. Mit einer Gewindestange zusammengeschraubt und mit einem Dach versehen ergeben sie abschließend die Nisthilfe. Die Röhrenöffnungen sollten immer vom Licht abgewandt aufgestellt werden, da die Bienen Röhren meiden die zu hell sind.

BienenhotelDas zusammengebaute Bienenhotel wird bezoogen. Einige Brutröhren sind bereits verschlossen. Eine Ausrichtung zur Lichtabgewandten Seite erhöht die Wahrscheinlichkeit der Benutzung.

Der Nistverlauf

Gegen Mitte April kommen dann die ersten Bienen und bringen den Pollen in die Bruthöhle ein. Hat die Biene ein Häufchen mit Pollen angesammelt legt sie ein Ei darauf und verschließt die Kammer mit einer kleinen Trennwand aus Lehm und kleinen Steinchen. So entsteht Kammer für Kammer in einer Linie bis der Hohlraum zur Neige geht. Oft wird aber auch der Hohlraum nicht ganz gefüllt und bereits vorzeitig geschlossen. In den hinteren Kammern werden die weiblichen Bienen aus befruchteten Eiern heranwachsen und in den vorderen die männlichen aus den unbefruchteten Eiern.
NisthilfeDie Nisthilfe mit belegten Brutröhren.
Aus dem Ei schlüpft bereits nach kurzer Zeit eine Larve die sich in den folgenden Wochen von dem Pollen ernährt und heranwächst. Im späten Sommer verpuppen sich die Larven in einem Kokon und vollziehen darin die Metamorphose zur Biene. In diesem Kokon überwintert die fertige Biene dann.
Verpuppte MauerbieneSo sieht eine ordentlich verpuppte Mauerbiene in der geöffneten Nisthilfe aus.

Parasiten

Leider nisten sich in den Brutröhren auch ungebetene Gäste mit ein, die parasitär von der Bienenbrut leben und diese zum Absterben bringt.

Verkümmerte LarveEine Larve die es nicht bis zur Verpuppung geschafft hat.

Neben Milben nisten auch eine Reihe von Fliegen, wie z. B. die Taufliege (Cacoxenus indagator) in den Röhren und deren Brut frisst den Bienenlarven den Pollen weg bzw. sogar die noch sehr junge Larve der Wildbiene.

Taufliegen LarveEine Taufliegenlarve (Cacoxenus indagator) hat das Nest einer Mauerbiene übernommen. Neben der gelblichen Larve sind die Kot Schnüre zu erkennen.

Die Überwinterung

Im späten Herbst, wenn die Bienen sich verpuppt haben, können die Platten auseinander genommen und die Kokons vorsichtig aus den Brutröhren entfernt werden. Ich benutze dazu eine runde und lange Pinzette mit der ich vorsichtig von vorne durch die Brutröhre fahre, damit die Zwischenwände zerstöre und die Kokons von unten aus der Röhre hebel. Röhre für Röhre wird damit der Inhalt in ein Durchschlag Sieb zur späteren Reinigung geleert.
Sobald alle Kokons entfernt sind, werden diese in dem Sieb unter fließendem Wasser gewaschen und von den Milben und Fliegenlarven befreit. Anschließend wird die Ernte auf Backpapier oder ähnlichem zum Trocknen ausgebreitet.
Die einzelnen Platten werden dann noch mit einer groben Bürste von allen Resten befreit und anschließend mit einem Bunsenbrenner "desinfiziert", um alle auf den Platten befindlichen Schädlinge wie z.B. Milben abzutöten.

Die ErnteDie gereinigten Kokons ausgelegt zum Trocknen.

Wenn die Kokons trocken sind können sie in einer Schachtel mit Löchern an einem Kühlen Ort wie z.B. einem Schuppen den Winter verbringen.

Der Frühling

Gegen Mitte April beginnen "meine" Bienen zu schlüpfen. Manche Arten schlüpfen etwas früher und manche Arten eben etwas später. Sie sollten daher spätestens Mitte März an einen Ort gebracht werden an dem Sie, vor Fressfeinden geschützt, schlüpfen und ungehindert in die Freiheit fliegen können.

GeschafftEine Wildbiene kurz nach dem sie aus ihrem Kokon geschlüpft ist.
Ab jetzt beginnt der Kreislauf von vorne, d. h. ab ca. April sollte dann auch das Bienenhotel wieder bereit stehen, um eine neue Generation aufzunehmen.

Das Ergebnis

In der Saison 2018 hab ich mit 10 Platten a 11 Röhren 635 Kokons mit einem Gesamtgewicht von 60g "geerntet".

Ausblick

Zur Zeit arbeite ich an der Herstellung von Platten mit Röhren unterschiedlicher Durchmesser, um auch anderen Arten der Wildbienen eine Chance zum Nisten zu bieten. Darüber hinaus bin ich auf der Suche nach haltbaren Materialien für die Platten, da ich vermute, dass das MDF nach 4-5 Sommern "verschlissen" sein wird.
Ich freue mich auf den nächsten April, wenn die Bienen schlüpfen und hoffe, ich kann dann an dieser Stelle neue und aufregende Bilder zeigen.

Schreibt mir hier ob Euch das Thema interessiert und was Euch noch fehlt, um das bei Euch im Garten oder auf Eurem Balkon umzusetzen.

Weiterführende Links:

https://www.wildbienen.info/index.php

https://www.naturgartenfreude.de

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